Nervenbahnen, die Signale zwischen dem Hör- und Sprachzentrum der linken Hirnhälfte übertragen, sind bei Stotterern offenbar unterbrochen, berichteten Mitarbeiter der nationalen Gesundheitsinstitute der USA (NIH) auf dem weltweit größten Treffen von Hirnforschern in Chicago.
In der rechten Hirnhälfte fließen die Daten bei Stotterern zwar leichter als bei Menschen ohne Sprachprobleme, fand Soo-Eun Chang mit ihren Kollegen heraus. Dies nützt den Stotterern aber wenig, da Worte und Sprache in aller Regel von der linken Seite des Denkorgans viel leichter geformt werden, als von der rechten. Untersucht und miteinander verglichen wurden 21 gesunde Erwachsene, die bereits von Kind an gestottert hatten, und 21 weitere gesunde Freiwillige ohne Sprachprobleme.
Dass das Gehirn von Stotterern „seitenverkehrt“ angelegt sei, hatte man bereits vor 80 Jahren postuliert. Auch hatten frühere Studien immer wieder Unterschiede im Energieverbrauch zwischen den beiden Hirnhälften bei Stotterern gegenüber flüssigen Sprechern gezeigt. Erst in den vergangenen Jahren ist es den Neurowissenschaftlern jedoch gelungen, den Datenfluss zwischen verschiedenen Hirnregionen entlang der Nervenbahnen sichtbar zu machen.
“Unsere Studie ist die erste, bei der die beim Stottern gestörten Verbindungen derart detailliert erfasst wurden“, erklärte Chang, die nach ihrer Doktorarbeit als Professorin an die Universität von Michigan gewechselt ist. Die Koordinationsstörung zwischen sprachverarbeitenden und spracherzeugenden Regionen der linken Hirnhälfte zeigten die Stotterer sogar dann, wenn sie schwiegen. Für Chang ist das ein klarer Hinweis darauf, dass der gestörte Datenfluss nicht etwa eine Folge des Stotterns ist, sondern dass die „schlechte Leitung“ die Ursache der Sprachstörung sein könnte.
Der Vortrag war nur einer von mehr als 14000 Präsentationen auf der 40. Jahrestagung der Society for Neuroscience, zu der noch bis zum Mittwoch etwa 35000 Spezialisten aus aller Welt erwartet werden.
Quelle:
- Chang S, Horwitz B, Ludlow CL. Inter- and intra-hemispheric functional connectivity differs during speech and non-speech production in stuttering speakers. Abstract 82.2 des 2009 Neuroscience Meeting Planner. Chicago, IL: Society for Neuroscience, 2009. Online.
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