Gegen Bluthochdruck: Kaffee statt Joggen?

Ich bin so frei und stürze mich auf eine Pressemitteilung – zugegebenermassen auch, um die viel zu lange Pause auf dieser Webseite zu beenden:

Mit nur einer Tasse Kaffee pro Tag können Nichtraucher ihren Blutdruck um bis zu neun Einheiten senken, lautet die gute Nachricht, die der Schweizerische Nationalfond zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung verbreitet. Herausgefunden hat dies Professor Murielle Bochud vom Universitätsspital Lausanne und veröffentlicht wurde die Studie in der Fachzeitschrift Human Molecular Genetics. Bekannt ist, dass ein zu hoher Blutdruck das Risiko für einen Herzinfarkte oder einen Schlaganfall erhöht, und dies führt mich wieder einmal zu dem Schluss: Kaffee ist gesund.

Danke für die Bohnen - auch an diesen freundlichen Kaffepflücker in Costa Rica (Foto: Ingrid Schnebel)

Zwar kann das Getränk kurzfristig den Blutdruck erhöhen. Auf die Dauer aber wirke sich Kaffee genau umgekehrt aus, sagt Idris Guessous, der die Liste der 20 AutorInnen der neuen Studie anführt. „Das ist vergleichbar mit Jogging: Auch wenn der Blutdruck während des Rennens steigt, schützt regelmässiger Sport vor Herzkreislaufschäden“, so Guessous. Ein weiteres interessantes Ergebnis der Studie lautet, dass die genetische Ausstattung eines Menschen mitbestimmt, wie viel Kaffee er trinkt. Offenbar spielt dabei das Gen CYP1A2 eine besondere Rolle, wie Bocud und ihre KollegInnen beim Vergleich des Erbmaterials von 16000 Menschen entdeckten.

Wenn ich jetzt also gleich wieder zu meiner Kaffeemaschine laufe – einer guten alten Jura -, dann kann ich eigentlich gar nichts dafür, denn „wie viel koffeinhaltige Getränke man täglich zu sich nimmt, (ist) grossenteils genetisch bestimmt“

Weiter erklären die Forscher: Das CYP1A2 Gen ist ein Bauplan für das gleichnamige Eiweiss, das beim Abbau von Koffein in der Leber eine entscheidende Rolle spielt. Wer eine effizientere Variante des Eiweisses geerbt hat, konsumiert tendenziell mehr Kaffee und weist im Durchschnitt einen tieferen Blutdruck auf als Personen mit einer weniger leistungsstarken Variante von CYP1A2. Die Formel „Mehr Kaffee für tieferen Blutdruck“ gelte aber nur für Nichtraucher, warnen die Wissenschaftler. Sie erklären dies damit, dass der Zigarettenrauch die Aktivität von CYP1A2 verstärkt und dadurch den Abbau von Koffein in der Leber beschleunigt – auch bei Personen, die mit einer weniger effizienten Eiweissvariante ausgestattet sind. „Dadurch vernebelt der Rauch den schützenden Effekt von Kaffee“, sagt Guessous.

 Originalartikel:

Guessous I et al. Caffeine intake and CYP1A2 variants associated with high caffeine intake protect non-smokers from hypertension. Hum Mol Genet. 2012 Apr 16.

MSimm
Journalist für Medizin & Wissenschaft

1 Kommentar

  1. Das ist eine interessante Erkenntnis, ging man davon aus dass Kaffee den Blutdruck erhöht. Naja dann von mir aus auch ein Danke an den freundlichen Kaffeebohnenpflücker 🙂 LG Vroni.

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