Mustergeschöpfe – Ausstellung in Schorndorf

Statt Nachrichten aus der Medizin gibt es heute einmal Denkanstöße aus der Kunst und eine Diskussion zu vermelden: „Mustergeschöpfe – Zwischen hohen Erwartungen und großen Befürchtungen“ heißt eine Ausstellung, die am Freitag, dem 9. Juli um 19:00 mit einer Vernissage im Röhm eröffnet – auch bekannt als Alte Lederfabrik Schorndorf. Dort stellt die Künstlerin Verena Braunstein interessante Fragen: Macht es uns glücklicher, wenn wir all das verwirklichen, was möglich ist? Wenn alle Menschen vollkommen sind, verlieren wir dann unsere Identität?

Kunst trifft Wissenschaft: Ab 9. Juli im Röhm, Schorndorf

„Da wachsen Zwitterwesen in einem Garten heran, kraftvolle Keimlinge strecken sich und Leckereien verführen uns zur Gestaltung unserer selbst – gleichzeitig gerät da auch etwas aus den Fugen, verläßt den kontrollierbaren Bereich, entwickelt ein Eigenleben“, heißt es im Prospekt. Es geht also um die Grenzbereiche des wissenschaftlichen Fortschritts, insbesondere um die Reproduktionsbiologie. Und weil die mich ebenso interessiert wie Frau Braunstein werde ich an diesem Tag gleich zwei mal mitdiskuttieren, sowohl in einer geschlossenen Schülerveranstaltung, als auch nach der Vernissage mit den Besuchern der Ausstellung. Und wer am Freitag nicht kommen kann, bekommt an folgenden Terminen eine zweite Chance, die Ausstellung zu sehen und sich näher mit der Thematik zu befassen:

  • Am 11. Juli gibt es um 11:00 eine Sonntagsmatinée mit Frau Annegret Braun, Leiterin der Beratungsstelle Pränataluntersuchung und Aufklärung des Diakonischen Werks Württemberg. „Auf dem Weg zum perfekten Kind“ lautet das Thema und es geht dabei um die Angst werdender Eltern, schon während der Schwangerschaft etwas zu versäumen. Das Thema geriet erst vor wenigen Tagen in die Schlagzeilen, nachdem der Bundesgerichtshof in einem Grundsatzurteil die Präimplantationsdiagnostik außerhalb des Mutterleibs quasi erlaubt hat (genauer: Sie wird nicht bestraft).
  • Die Ausstellung ist geöffnet am Samstag, dem 10.7. von 15:00 bis 19:00 und am Sonntag, dem 11.7. von 11:00 bis 18:00 sowie am
  • Freitag, dem 16.7. von 16:00 bis 21:00, Samstag 17.7. von 15:00 bis 19:00 und Sonntag 18.7. von 11:00 bis 18:00.

Für alle, denen der Weg nach Schorndorf zu weit ist, oder die sich nach der Ausstellung noch aus weiteren Quellen über die Möglichkeiten, Grenzen und auch den Missbrauch der Techniken zum „Baby-machen“ informieren wollen, habe ich folgende Lese- und Videotipps:

  • Die Wikipedia mit zahlreichen Fakten zur künstlichen Befruchtung
  • „Frozen Angels“ (Engel auf Eis) von Frauke Sandig und Eric Black ist eine spannende, 90-minütige Dokumentation über die US-Befruchtungsindustrie und deren Auswüchse, die seit dem Erscheinen des Films im Jahr 2005 keineswegs geringer geworden sind. Der Film hat sogar eine eigene Webseite, Sie können sich aber auch die DVD bei Amazon bestellen.
  • Deutlich kürzer, mit Schwerpunkt auf den Verhältnissen in Deutschland und deutlich positiver wurde das Thema dargestellt in einer Quarks & Co Sendung im September 2008 mit dem Titel: Der steinige Weg zum Wunschkind. Auf der WDR-Webseite kann man sowohl ein Manuskript als auch einen Mitschnitt bestellen. Ganz nebenbei wäre es wohl auch eine interessante Übung für das Fach Medienkunde, den Film „Frozen Angels“ mit der WDR-Produktion zu vergleichen.
  • Der Science-Fiction Film GATTACA schließlich greift in äußerst beeindruckender Weise das Thema der Optimierung des Menschen durch die Möglichkeiten der Gentechnik auf. Als gelernter Genetiker halte ich GATTACA  für einen der besten – und realistischsten – Science-Fiction-Filme überhaupt. Eine schöne Besprechung findet sich auf Wikipedia, und natürlich kann man auch diese DVD bei Amazon bestellen.
  • Zurück in der Wirklichkeit: Die Kinderwunsch-Seite gibt Nachhilfe nicht nur über die Grundlagen der Fruchtbarkeit und die natürliche Familienplanung, sondern informiert auch über die zahlreichen Methoden, mit denen Ärzte versuchen, unerfüllte Kinderwünsche zu verwirklichen. Ergänzt wird die gut gemachte Seite durch ein sehr reges Forum, Buchtipps und zahlreiche Service-Angebote.
MSimm
Journalist für Medizin & Wissenschaft

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