Mit dem Laser gegen Altersweitsichtigkeit

Das ist ja ´mal eine interessante Geschichte zu einem Gebrechen, das mich ebenso betrifft wie so ziemlich jeden über 50: Die Altersweitsichtigkeit könnte womöglich mit einer neuartigen Lasertherapie überwunden werden. Zur Klarstellung: Dies ist ein Verfahren, das bisher nur im Tierversuch (an Kaninchen) und an den Augenlinsen verstorbener Organspender erprobt wurde. Dennoch möchte ich Professor Christian Ohrloff zitieren: „Diese Resultate sind sehr vielversprechend“, sagt der Direktor der Universitätsaugenklinik Frankfurt am Main. Das Verfahren der so geannnten fs-Lentotomie könnte erstmals die Altersweitsichtigkeit (Presbyopie) bei der Ursache angreifen, so Ohrloff.

Genaueres erklärt die folgende, nur leicht überarbeitete Pressemitteilung der Deutschen Ophthalmologische Gesellschaft (DOG):

Das Problem beginnt schon im mittleren Alter und zeigt sich zum Beispiel beim Lesen: Zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr erfassen die Augen der meisten Menschen nahe Ziele nicht mehr scharf. Ursache dieser Altersweitsichtigkeit oder Presbyopie ist die nachlassende Flexibilität der Linse. Zwar gleicht eine Lesebrille die verlorene Nahanpassung des Auges aus. Wiederherstellen lässt sich die verlorene Sehkraft aber bislang nicht. Ein neues Laserverfahren kann nun die Elastizität der Linse wieder erhöhen, wie die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) betont. Bisher noch in der experimentellen Phase, lässt dies erstmals auf eine ursächliche Therapie der Altersweitsichtigkeit hoffen.

Hauptursache der Presbyopie ist die zunehmende Verhärtung des Linsengewebes. Die Linse kann sich dadurch nicht mehr ausreichend abkugeln, um Gesehenes auf die Mitte der Netzhaut zu projizieren. „Dadurch rücken jene Objekte, die das Auge gerade noch fokussieren kann, mit steigendem Alter immer weiter in die Ferne“, erläutert DOG-Mitglied Professor Holger Lubatschowski vom Laser Zentrum Hannover. „Angesichts der älter werdenden Bevölkerung betrifft dieses Problem zukünftig immer mehr Menschen“, gibt Professor Christian Ohrloff, Mediensprecher der DOG zu  bedenken. Zwar ermöglichen neben der Lesebrille seit einigen Jahren auch implantierbare Kunstlinsen das Fokussieren auf nahe Gegenstände. Aber die Elastizität der natürlichen Linse ließ sich bislang nicht steigern.

Dies ändert jetzt der Femtosekunden-Laser (fs-Laser). Dessen ultrakurze Pulse nutzen Augenmediziner schon seit Jahren dazu, die Brechkraft der Hornhaut zu verändern. „Bei der neuen fs-Lentotomie schneidet der Laser gezielt feinste dreidimensionale Muster in die Linse“, sagt  Lubatschowski. „Die dadurch erzeugten Gleitebenen sollen die Elastizität erhöhen, so dass sich das Auge wieder dynamisch auf nahe Ziele einstellen kann.“ Ein Team um Lubatschowski prüfte das Verfahren zunächst an mehr als 40 menschlichen Autopsielinsen unterschiedlichen Alters. Bei zwei Drittel der Linsen stieg die Flexibilität, bei fast der Hälfte sogar um über 30 Prozent.

Zunächst waren unmittelbar nach dem Eingriff sowohl die vom Laser erzeugten Gasbläschen als auch die Schnittmuster im Linsengewebe sichtbar. Aber die Bläschen verschwanden binnen Stunden vollständig. Im Tiermodell am Kaninchen blichen die Schnittstrukturen während der folgenden Monate weitgehend aus. Inwieweit die noch verbleibenden geringen Spuren die Sehqualität beeinträchtigen, lässt sich derzeit nicht abschließend beurteilen.  Abseits der Schnitte fanden die Forscher jedenfalls keinerlei verändertes Gewebe. Damit sei eine Trübung der Linse äußerst unwahrscheinlich, betonen sie.  Bis das Verfahren zum Einsatz kommen kann, seien jedoch noch „umfassende Studien“ nötig.

Quelle:

MSimm
Journalist für Medizin & Wissenschaft

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