Hautkrebs mit „Genspritze“ geschrumpft

Amerikanische Wissenschaftler haben den ersten klinischen Versuch erfolgreich abgeschlossen, bei dem Gene direkt auf den Menschen übertragen wurden. Gary Nabel behandelte mit seinen Mitarbeitern am Medizinischen Zentrum der Universität Michigan fünf Patienten, die unter dem schwarzen Hautkrebs in einem weit fortgeschrittenen Stadium litten.

Wie die Fachzeitschrift PNAS in ihrer heutigen Ausgabe berichtet, spritzten die Forscher eine Mischung aus Fettkügelchen und nackter Erbsubstanz direkt in die Tumoren der Krebskranken. Die Fettkügelchen – auch Liposomen genannt – dienten dabei als Transportbehälter für das fremde Erbmaterial. Im Gegensatz zu den abgeschächten Viren, die bisher bei ähnlichen Experimenten als „Gen-Taxis“ eingesetzt wurden, können Liposomen sich nicht vermehren und gelten daher als besonders sicher.

Unter der Regie des fremden Gens begannen die Krebszellen ein Fremdeiweiß herzustellen, das auf der Zellhülle präsentiert wurde. Die Abwehrzellen der Patienten griffen daraufhin die Tumoren an, und zwar auch solche, die zuvor nicht injiziert worden waren. Zumindest in einem Fall begannen die Krebsgeschwüre zu schrumpfen, obwohl sämtliche anderen Heilversuche zuvor versagt hatten.

(gesendet im Deutschlandfunk am 1. Dezember, Fachversion in der Ärzte-Zeitung vom 2. Dezember 1993)

Quelle: Nabel GJ, Nabel EG, Yang ZY, Fox BA, Plautz GE, Gao X, Huang L, Shu S, Gordon D, Chang AE. Direct gene transfer with DNA-liposome complexes in melanoma: expression, biologic activity, and lack of toxicity in humans. Proc Natl Acad Sci U S A. 1993 Dec 1;90(23):11307-11. doi: 10.1073/pnas.90.23.11307.

MSimm
Journalist für Medizin & Wissenschaft