Die Wochenschau 01-2010

Wie angekündigt versuche ich mit diesem Wochenrückblick etwas mehr Bewegung und mehr Inhalte auf dieser Webseite zu präsentieren. In der ersten Woche des neuen Jahrzehnts gab es gleich mehrere News zum Thema Alzheimer und Altern. Neben einem Bericht, dass Handystrahlung – zumindest bei Labormäusen – den Gedächtnisschwund rückgängig machen konnte und einem weiteren Mausexperiment das Hoffnung auf eine Kombinationsbehandlung weckte, fand ich auch die folgende Meldung:

  • Ein Nährstoff-Mix namens Souvenaid konnte das Wortgedächtnis bei Patienten mit beginnender Alzheimer-Erkrankung verbessern. Bei der von Danone, dem Hersteller der Substanz, bezahlten Studie hatten 225 Teilnehmer nach dem Losprinzip 12 Wochen lang täglich ein Mal entweder Souvenaid oder ein gleich schmeckendes Getränk ohne Wirkstoffe (Placebo) eingenommen. Danach hätten 40 Prozent der Patienten unter Souvenaid sich besser an Worte erinnert, aber nur 24 Prozent derjenigen, die das Placebo bekamen, berichtet die Zeitschrift Alzheimer’s and Dementia. Der Nährstoffmix enthält außer Uridin, Cholin und Omega-3-Fettsäuren auch Vitamin B, Phospholipide und Antioxidantien und soll angeblich das Wachstum der Synapsen fördern – jener Zellstrukturen also, die dazu dienen, Signale zwischen benachbarten Nervenzellen zu übertragen. Beim Adas-Cog, einem weit verbreiteten und allgemein anerkannten Leistungstest für Alzheimer-Patienten zeigte sich jedoch kein Unterschied zwischen Souvenaid und dem Getränk ohne die Wirkstoffe.
  • Wie einer Broschüre des Robert-Koch-Instituts zu entnehmen ist, wurden im Jahr 2006 in Deutschland für den Erhalt der Gesundheit und die Linderung von Krankheitsfolgen durchschnittlich 2.870 Euro für jeden Einwohner ausgegeben – zusammen entsprach das einer Summe von 236 Milliarden Euro. Zusätzlich ist der Verlust am Arbeitsmarkt infolge von Arbeitsunfähigkeit, Invalidität und Mortalität mit rund 4 Millionen Erwerbstätigkeitsjahren zu berücksichtigen. Die höchsten Kosten entstanden durch Krankheiten des Kreislaufsystems (35,2 Milliarden Euro), an zweiter Stelle stehen die Kosten für Krankheiten des Verdauungssystems (32,7 Milliarden) und an dritter die für psychische und Verhaltensstörungen (26,7 Milliarden). Fast gleich hoch waren die Ausgaben für Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems. Angesichts einer wesentlich längeren Lebenszeit finde ich es wenig überraschend, dass Frauen fast 36 Milliarden Euro mehr Kosten verursacht haben als Männer. Aber es ist ein Punkt, der mir bei den ständigen Diskussionen um Gleichberechtigung und Gehaltsunterschiede durchaus erwähnenswert scheint.
  • Mehrere Pharmakonzerne sind in das Visier der EU-Kommission geraten. Sie stehen im Verdacht, den Herstellern von Nachahmerprodukten (Generika) Geld gezahlt zu haben, um die preiswertere Konkurrenz aus dem Markt zu halten. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung heißt es dazu, betroffen seien die britischen Konzerne GlaxoSmithKline und AstraZeneca sowie Novartis und Roche aus der Schweiz und Sanofi-Aventis in Frankreich. In Deutschland gingen Anfragen bei Boehringer Ingelheim, beim Darmstädter Merck-Konzern sowie beim Bad Vilbeler Generikahersteller Stada ein. Siehe dazu auch den Bericht über „beunruhigende Trends“ auf dem Pharmamarkt.
  • China ist zu einem der führenden Länder in der Stammzellforschung geworden. Noch im Jahr 2000 hatten Wissenschaftler aus China lediglich 37  Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Fachzeitschriften vorzuweisen, im Jahr 2008 waren es bereits 1116. Nur die USA, Deutschland, Japan und Großbritannien hätten mehr Fachartikel produziert, ergab eine Analyse des McLaughlin-Rotman Centre for Global Health.
MSimm
Journalist für Medizin & Wissenschaft

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